Samstag, 25. Februar 2012

Fahrradsicherheit

Das wichtigste bei einem Kommentar zu Fahrraddiebstählen sind die Zahlen. Also fangen wir damit gleich mal an.

Jährlich werden in Deutschland etwa 350.000 Fahrräder gestohlen (BKA). Der Allgemeine Deutsche Fahhrad-Club (ADFC) rechnet uns diese Größe in eine greifbarere Zahl um, denn dieser Wert der gemeldeten Fahrraddiebstähle bedeutet, dass fast 1000 Fahrräder am Tag gestohlen werden. Das klingt natürlich nach viel. Um ein wenig Spaß mit Statistik zu haben, kann man auch die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, mit der einem Bundesbürger ein Fahrrad pro Jahr geklaut wird (0,4%). Die Wahrscheinlichkeit steigt natürlich a) wenn man ein Fahrrad besitzt, b) wenn man ein wertvolles Fahrrad besitzt, c) wenn man sein Fahrrad nicht oder nicht richtig anschließt und bestimmt auch d) wenn man in der Stadt wohnt, wo viel mehr Menschen wohnen, die potentiell ein Fahrrad stehlen könnten. (Mehr Spaß mit Zahlen gibt es auf der ADFC-Seite in einem Statistik-pdf.)

Damit einem nie ein Fahrrad geklaut wird, darf man also keines besitzen. Mir ist schließlich auch noch nie ein Ferrari geklaut worden.

Doch bevor wir uns in eine "Besitz engt ein" Debatte verlieren fragen wir uns doch lieber, was man als Fahrradbesitzer tun kann, um die Wahrscheinlichkeit dafür zu verringern, dass einem ein Fahrrad entwendet wird.

Es gibt eine Menge Tricks und Kniffe, soviel sei gesagt. Wir werden uns gleich ein paar Videos dazu anschauen. Doch zunächst schauen wir nochmal zu meinen obigen Punkten.

Je wertvoller ein Rad, desto lohnender ein Diebstahl. Was wertvoll bedeutet, muss man aus Sicht des Diebes betrachten. Wenn ich mein teures Fahrrad also für Diebe unattraktiv (=hässlich) mache, dann ist das eine feine Sache. Diese Maxime habe ich bei meinem bewährten Stadtflitzer lange beachtet, und ich habe das über 1000,- € teure Rad seid über 10 Jahren, und es stand schon öfter nachts draußen.

Natürlich stand es nicht unangeschlossen draußen. Einmal (!) habe ich es unangeschlossen vor einem Imbiss stehen lassen und im Nu wurde es von einem Passanten beäugt. Erst als ich ihn darauf ansprach, dass ich - der Besitzer - nur zwei Meter entfernt stehe und das Rad sehe, und ihn auch, räusperte er sich verlegen und gab mir den Rat, es immer abzuschließen. Ich höre nun auf den unbekannten netten Helfer.

So oft hat man es gehört, und es ist so simpel. Schließt euer Rad immer an. Wirklich immer. Keine Ausnahme.

Der Rest ist Technik, und zwar die richtige. Es gilt auch hier wieder, sich in den Dieb hineinzuversetzen. Alles was man abnehmen oder abschrauben kann, kann auch gestohlen werden. Ein sehr gutes How To Video kommt von der London Cycling Campaign.


Wenn man möglichst umständlich fast am Boden krauchen muss, um den Schlüssel ins Schloss zu stecken, muss ein Dieb auch umständlich sein Werkzeug von unten in das Schloss buxieren. Nur so als Tipp. Ein Spiralschloss, das aus Draht gesponnen ist, kann man mit fast jeder Zange knacken. Besonders schnell geht es mit einer großen Zange, also einem Bolzenschneider. Ein Buttermesser für Spiralschlösser.


Vernünftige Schlösser wie in dem ersten Video kosten natürlich einiges. Da kommt man leider nicht drum herum. Der ADFC zertifiziert Schlösser verschiedener Hersteller. Das Logo des ADFC ist also beim Kauf ein guter Hinweis darauf, ob es sich um ein vernünftiges Fahrradschloss handelt oder nicht. Meine persönliche Empfehlung geht immer hin zu hochwertigen Bügelschlössern, die groß genug sind, um den Rahmen und das Hinterrad gleichzeit an einen festen Gegenstand zu schließen, so wie im Video der London Cycling Campaign gesehen. So angeschlossen ist innerhalb des Schlossbügels sehr viel Metal vom Fahrrad und vom festen Gegenstand, sodas ein Dieb kein Werkezeug zwischen den Bügel bekommt, um das Schloss auseinanderzuhebeln.

Und nun eine kleine Demonstration, um zu testen, was wir bisher gelernt haben.


Gut: fester Gegenstand. Schlecht: Schlechtes Bügelschloss, Bügelschloss nicht direkt ums Hinterrad gelegt, und das schlimmste: Spiralkabel. Warum kann man die eigentlich noch kaufen? Bei Amazon kosten Bolzenschneider übrigens nur 80,- Euro.

Feste Gegenstände bestehen übrigens nicht aus Holz. Es sei denn, es handelt sich um dicke Bäume.

Hochwertige Schlösser sind nicht nur teuer, sonder auch schwer. Das kann seine eigenen Schwierigkeiten mit sich bringen. Eine Lösung ist es, das Schloss am Ziel zu parken, zum Beispiel am Fahrradbügel vor dem Arbeitsplatz. Eine andere Lösung kann es sein, statt zwei guter verschiedener Schlösser (immer die beste Kombi!) nur ein richtig gutes Schloss dabei zu haben und die abschraubbaren Teile mit Pitlocks oder ähnlichem zu sichern. Die herkömmlichen Verbindungsbolzen am Rad, die mit Schnellspannern oder Schrauben befestigt sind, werden durch Bolzen ersetzt, die nur mit einem passgenauen sogenannten Pit zu öffnen sind. So schleppt man kein zusätzliches Gewicht mit sich rum.

Treehugger erklärt uns noch, wie man sein Fahrrad schön hässlich macht, um es unattraktiv erscheinen zu lassen. Es gilt auch zu bedenken, dass viele Fahraddiebe der Beschaffungskriminalität erlegen sind. Aus Sicht eines solchen Fahrraddiebes erklärt uns dieser The Guardian Artikel, wie man sein Rad sicher anschließt.

Nichts ist nirgends wirklich niemals sicher, egal wieviel Schlösser man mit sich spazieren fährt.



Vielleicht hilt dann eine Versicherung. Radschlag.de  und auch der viel zitierte ADFC haben hierzu einiges zusammengetragen. Meine Meinung zu Versicherungen ist stark von meinem Studium geprägt. Da habe ich doch tatsächlich mal gelernt, dass die Wahrscheinlichkeit des Schadensfalls mit der Schadensumme multipliziert wird, um den Versicherungsbeitrag zu ermitteln. Nach meinem Verständnis kann ich das auch selbst machen und das Geld monatlich aufs Sparbuch packen. Wird mein Rad dann geklaut, habe ich sogar noch Zinsen für meine Beiträge bekommen, und nicht die Versicherungsmakler bezahlt. Wird das Rad nicht geklaut, kann ich mir ein zweites oder etwas anderes Schönes kaufen. (Das Prinzip funktioniert natürlich nur bei Schäden, deren Umfang man klar abgrenzen kann. Kranken- und Haftpflichtversicherungen sichern Schäden ab, die über den Preis jedes Fahrrades hinaus gehen.) Hier muss jeder selbst überlegen, wie er zum Grundgedanken der Versicherung steht, und gut rechnen.

Um ein gestohlenes Fahrrad überhaupt wiederfinden und als sein eigenes identifizieren zu können, muss man es vor dem Diebstahl unverwechsel- und nachweisbar zu seinem eigenen machen. Dazu braucht man ein Foto des Rads, eine Beschreibung der Unterscheidungsmerkmale, einen Kaufbeleg mit der Rahmennummer darauf und am besten noch eine polizeiliche Codierung. Codierte Fahrräder lassen sich schlechter weiterverkaufen und können bei Auffindung durch Behörden dem Eigentümer zugeordnet werden. Die Berliner Polizei informiert dazu auf berlin.de. Mikael Colville-Andersen, Fahrradblogger aus Kopenhagen, testet seit neuestem einen GPS-Tracker. Wenn einem zweimal ein teures Lastenrad gestohlen wurde, kann es hilfreich sein, sein Fahrrad mit der neuesten Kommunikationstechnik auszustatten.

Adam Opel: "Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad."

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